Das Forstarboretum

Das Arboretum von Tervüren unterscheidet sich von anderen Baumsammlungen, unabhängig davon, ob sie zum botanischen Garten gehören oder nicht, da es wie ein echter Wald gepflanzt wurde und mit forstwirtschaftlichen Methoden gepflegt wird.  Allerdings sind Forstarboreten an sich gar nicht so selten.  Seit dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, die durch eine intensive Wiederaufforstungswelle gekennzeichnet war, wurden sie an vielen Orten in Belgien und Europa gepflanzt.  Ziel war es, herauszufinden, wie die exotischen, meist amerikanischen und asiatischen Baumarten unter den lokalen Bedingungen gedeihen, ob sie produktives Holz liefern und damit das relativ begrenzte Gamma an europäischen Baumarten in der Forstwirtschaft ergänzen können.

Die Versuchsflächen wurden in der Regel in einer Ecke des Waldes auf einer begrenzten Fläche, in der Regel etwa 10 ha, angepflanzt und meistens systematisch nach Gattung und Familie klassifiziert.  Das Arboretum in Groenendaal zum Beispiel wurde auf diese Weise eingerichtet.  Besonderheiten des Arboretums von Tervüren sind seine weite Oberfläche, gut 120 ha, die relativ strenge geographische Anordnung und die attraktive Landschaft.  Diese Qualitäten verdanken wir dem Entwerfer, Professor Charles Bommer, der nicht nur aus der Sicht eines Forstfachmanns, sondern auch aus rein wissenschaftlicher und pädagogischer Sicht handelte und dem Arboretum eine bemerkenswerte ästhetische Note verleihen konnte.

Im letzten Jahrhundert hat das Waldarboretum ein unterschiedliches Interesse erfahren, mit vielleicht einem Tiefpunkt in den letzten Jahrzehnten. Mit dem Aufkommen einer natürlicheren Forstkultur wurden exotische Arten im Wald mehr oder weniger zum Tabu erklärt.  Einige Forstarboreten verschmolzen ungepflegt und vergessen mit dem umgebenden Wald, andere wurden als Waldlehrpark oder Touristenattraktion eingerichtet.  Vor dem Hintergrund des Klimawandels, von dem eine Verschiebung der Vegetation erwartet wird, entsteht ein neues Interesse an den Forstarboreten als forstliches Forschungsgebiet.  Das Arboretum von Tervüren hat sich, auch dank seiner kontinuierlichen Verjüngung und Ergänzungen, behauptet und ist bereit, diese neue Rolle in seiner multifunktionalen Mission zusätzlich zu Erhaltung, Bildung und Erholung zu übernehmen.